Eine spanische Flagge auf dem spanischen Parlamentsgebäude.

Spanische Werberegeln in der Kritik

Spanien hat seine Werbevorschriften für Online Glücksspiele seit Ende 2019 immer weiter verschärft. Mit der Corona-Krise gingen Sponsoring- und Boni-Verbote einher, obendrein wurden die Sendezeiten für Werbespots in Radio und TV auf 01:00 bis 05:00 nachts begrenzt. In Zukunft sollen die stringenten Maßnahmen beibehalten werden. Momentan liegt der Gesetzentwurf zur Genehmigung in Brüssel.

Massiver Widerstand regt sich allerdings vonseiten des spanischen Online Glücksspielverbands Jdigital, der eine Vernachlässigung des Spielerschutzes befürchtet. Jdigital hält die Beschränkungen für verwirrend und unverhältnismäßig im Vergleich zur Werberegulation des landbasierten Glücksspielsektors. In einem offiziellen Schreiben wird die EU-Kommission nun dazu aufgefordert, die neuen Vorgaben nicht zu genehmigen.

Die neuen Gesetze seien ausnahmslos ideologisch orientiert und verzichten auf realistische Zahlen und Fakten, so die Kritik. Hierdurch würden die Grundsätze einer modernen Regulierung zugunsten des landbasierten Glücksspiels übergangen. Des Weiteren wird kritisiert, dass Glücksspiele in Spanien derzeitig kein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen. Der Spielsuchtfaktor läge konstant zwischen 0,3% und 0,5%.

Dadurch, dass seriöse, lizenzierte Anbieter nicht mehr auf ihre Produkte aufmerksam machen dürfen, könnte obendrein der Schwarzmarkt befördert werden. Innerhalb des Corona-Lockdowns habe man bereits einen massiven Zuwachs an illegalen Webseiten festgestellt. Insgesamt mussten zwischen April und Mai ganze 414 irreguläre Domains blockiert werden – doppelt so viele wie normalerweise in einem ganzen Jahr.

Eine verbraucherschutzorientierte Kanalisierung des boomenden Marktes könne nur erreicht werden, wenn lizenzierte Anbieter für ihre Produkte werben dürfen. Ansonsten drohe eine Abwanderung der Kundschaft in den nicht-regulierten Sektor, wo Spielerschutz und Verantwortungsbewusstsein nur untergeordnete Rollen spielen.

Werden private Anbieter benachteiligt?

Mit der neuen Gesetzgebung gehe daher eine Gefährdung von Zielgruppen einher, der Verbraucherschutz spiele in der Novelle keine Rolle. Außerdem weist Jdigital darauf hin, dass die EU-Kommission nur Gesetzgebungen befürworten sollte, die öffentlichen und privaten Betreibern Chancengleichheit einräumt. Die neuen Vorgaben seien aus diesem Grund abzulehnen.

Als Beispiel nennt der Verband die staatlichen Betreiber Once und Selae, die Rubbellose über Tankstellen, Supermärkte und online vertreiben, dabei jedoch keinen Alters- oder Identitätskontrollen unterliegen. Auf der anderen Seite würden private Online Glücksspielanbieter einer faktenverzerrenden Überregulierung ausgesetzt, obwohl das problematische Glücksspiel derweil keine gravierende Entwicklung zeige.

Sport und Medien unter Druck

Darüber hinaus kritisiert Jdigital die geplante Gleichsetzung von Glückspielwerbung mit Tabak und Spirituosen, womit das besagte Sponsoring-Verbot im Sport einhergeht. Hierdurch geraten sowohl Medien als auch der Sport unter massiven finanziellen Druck. Die Einbußen werden auf rund 80 Mio. EUR geschätzt. Auch in Italien habe ein derartiges Verbot für große Schäden gesorgt. Den Vereinen der Serie A entgingen Einnahmen von bis 200 Mio. EUR jährlich.

Während das Sponsoring für private Anbieter untersagt werden soll, habe die spanische Nationallotterie erst kürzlich einen Deal mit zwei Sportverbänden abgeschlossen. Folglich würde der freie und faire Markt durch den neuen Gesetzentwurf gefährdet und dürfe daher nicht von der EU-Kommission ratifiziert werden. Eine Stellungnahme aus Brüssel darf an dieser Stelle mit Spannung erwartet werden.