Schweizerische Post cancelt Lotteriegeschäft
Die Schweizerische Post hat bekannt gegeben zukünftig keine Lottoscheine und Rubbellose mehr zu verkaufen, die Verträge mit den Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande wurden aufgelöst. Beide Lotterieunternehmen kritisieren die Entscheidung. Außerdem hat sich die Gewerkschaft Syndicom zu Wort gemeldet, bis zu 150 Arbeitsplätze stehen demnach auf dem Spiel. Hier ein Überblick zum Geschehen.
Aus einem durch schweizerische Medien veröffentlichten internen Schreiben der Schweizerischen Post AG geht hervor, dass der „gelbe Gigant“ plant, bis spätesten Ende April 2020 sämtliche Lottoscheine und Rubbellose aus dem Verkauf nehmen. Zukünftig wolle man das Post-Sortiment demnach wieder „enger staffeln“. Durch den Verkauf von Lottoscheinen und Rubbellosen sollte das vermehrt rückgängige Brief- und Paketgeschäft eigentlich kompensiert werden, doch das Glücksspielgeschäft soll sich laut Angaben der Schweizerischen Post finanziell nicht lohnen, im Wortlaut heißt es:
“Aktuell bereinigen wir unser Sortiment aus Sicht der Strategienähe und Wirtschaftlichkeit und trennen uns von Angeboten wie den Lotterieprodukten, wenn wir sie nicht kostendeckend betreiben können.”
Wie aus dem Schreiben hervorgeht, soll der Verkauf sogenannter Drittprodukte zukünftig neu bewertet werden – der Verkauf von Lottoscheinen und Losen gehöre demnach nicht zu den „grundlegenden Aufgaben einer Post“. Neben dem Lotteriegeschäft hat die Post in diesem Sinne auch den Verkauf von Süßigkeiten, Snacks und Telefonartikeln gestoppt. Darüber hinaus vermittelt die Post aktuell noch Beratungsgespräche mit der Concordia-Krankenkasse an bestimmten Schaltern. Seit dem Jahr 2000 hatte die Schweizerische Post die Drittprodukte vermehrt etabliert.
Kritik von Seiten der Lotterien
Die Verträge der Schweizerischen Post mit den Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande bestehen bereits seit über 15 Jahren, Lottoscheine und Rubbellose werden seitdem in über 1.200 Filialen angeboten. Dass die Gesellschaften angesichts der plötzlichen Auflösung mit Kritik reagieren verwundert kaum. Der Swisslos-Sprecher Willy Mesmer betonte gegenüber der Berner Zeitung (BZ) seine Betroffenheit: „Das wird bei uns zu einem Umsatzrückgang führen“, so das Statement. In wieweit die Einbußen kompensiert werden können, werde zurzeit geprüft.
Jean-Luc Moner-Banet, der Generaldirektor des französischen Lotterieunternehmens Loterie Romande, bekundet darüber hinaus sein Unverständnis gegenüber dem Entschluss. Demnach habe die Schweizerische Post allein im letzten Jahr einen Bruttospielertrag von umgerechnet rund 555 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Lotteriegeschäft mache durchschnittlich ganze vier Prozent der Gesamteinnahmen der Postfilialen aus. Die Aussetzung der Verträge auf sinkende Einnahmen zurückzuführen, sei laut Moner-Banet unplausibel. Der Generaldirektor diesbezüglich im Zitat:
“Zum einen hat die Post ihre Entscheidung damit gerechtfertigt, dass sie ihre Geschäfte wieder vermehrt in Richtung ihrer eigentlichen Postaufgaben lenken wollen, zum anderen damit, dass die Spiele nicht rentable genug wären, was wir jedoch in Frage stellen.”
Droht ein schleichender Stellenabbau?
Unterdessen hat auch die Gewerkschaft Syndicom die Entscheidung der Post kritisiert – über 150 Arbeitsplätze seien infolge gefährdet, man habe mit einem „schleichenden Abbau“ zu rechnen, heißt es an dieser Stelle von Seiten David Roths, Syndicom-Zentralsekretär im Bereich Logistik. Die Rentabilität der Post werde sich folglich nicht verbessern, sondern verschlechtern.
Auf Anfragen der Medien in Bezug auf den Stellenabbau hat die Schweizerische Post laut BZ bisweilen nur „ausweichend“ reagiert. Man werde die Personalstrukturen „bei Bedarf anpassen“, lautete das Kredo der Unternehmensführung. Wie es weiter geht, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass in der deutschen Schweiz schon bis zum Ende des Jahres sämtliche Swisslos-Produkte aus dem Programm genommen werden.