Eine Flagge der Tschechischen Republik.

Prag verbietet Automaten ab 2024

Die Hauptstadt der Tschechischen Republik verbietet ab 2024 alle mechanischen, elektromechanischen und elektronischen Arten des Glücksspiels, dazu zählen auch Spielautomaten und Lotterieterminals. Die stringente Maßnahme soll problematische Spielweisen eindämmen. Sämtliche Anbieter, die in insgesamt 16 Prager Stadtbezirken aktiv sind, müssen sich an das Verbot halten. Erlaubt sind ab diesem Zeitpunkt nur noch Tischspiele.

Das Gesetz tritt in Kraft, obwohl Spielautomaten eigentlich das Aushängeschild der landbasierten tschechischen Glücksspielindustrie sind. 2019 trug die Vertikale erheblich zu einem Anstieg der Umsätze um 16 Prozent bei. Laut Aussagen der Prager Stadträtin Hana Kordová Marvanová handle es sich aber dennoch um die riskanteste Form des Glücksspiels, weshalb die Umsetzung des Verbots unumgänglich sei.

Die Politikerin erklärte in diesem Zusammenhang, dass aktuelle Studien belegen, dass eine Beschränkung des Angebots eindeutig eine Minderung von problematischen Spielweisen zur Folge haben würde. Dies ließe sich am Beispiel von Städten wie Břeclav, Klatovy, Brno, Kyjov, Ostrava und České Budějovice beweisen, in denen bereits ähnliche Automatenverbote durchgesetzt wurden.

Die Casinobetreiber müssen demnach ab 2024 auf Tischspiele wie Poker, Baccarat oder Blackjack zurückgreifen, was die Einnahmen, ebenso wie die staatlichen Steuereinnahmen reduzieren wird. Marvanová erklärte, dass mit jährlichen Steuerverlusten von umgerechnet rund 15 Mio. Euro zu rechnen ist. Aus diesem Grund habe man parallel ein Dekret genehmigt, womit die drohenden Verluste der Stadt ausgeglichen werden sollen.

Die Einnahmen aus technischen Glücksspielearten werden in Prag bisher zur Finanzierung öffentlicher Institutionen für Kultur, Bildung und Sport verwendet. Ebenso zur Finanzierung etwaiger soziale Maßnahmen. Laut Aussagen des Stadtrats müssen sich die Bürger jedoch keine Sorgen darüber machen, dass das Verbot auf Kosten der Allgemeinheit gehen wird.

Problemspiel in Tschechien

Auch wenn in Tschechien insgesamt weniger gespielt wird, zählt das Land immer noch zwischen 36.000 und 111.000 Problemspieler. Um der Situation Herr zu werden, verschärft die Regierung schon seit längerem die Gesetzgebung. Was die Hauptstadt angeht, darf seit 2007 nur noch in 16 von 57 Stadtbezirken gespielt werden. Die Zahl der Spielhallen und Casinos ist seitdem von 1.422 auf 101 zurückgegangen.

Außerdem ist ein Rückgang der Wett- und Lotterieterminals zu verzeichnen. Die Zahl sank von 15.934 (Stand 2010) auf 3.995 (August 2020). In der Zwischenzeit wurde auch eine Erhöhung der Glücksspielsteuer durchgesetzt, ebenso wie ein Werbeverbot für Glücksspiele. Das neue Automatenverbot reiht sich nahtlos in diese Entwicklung ein.

Nationales Selbstausschlusssystem

Seit dem 15. September hat das Finanzministerium obendrein ein neues Selbstausschlusssystem auf Landesebene eingeführt. Eine erste Testphase, die für alle lizenzierten Anbieter verbindlich ist, läuft bis zum 20. Dezember. Ziel der Maßnahme ist die Prävention von glücksspielbezogenen Schäden. Spieler sind fortan dazu in der Lage, sich selbst vom Spielen auszuschließen. Zugleich können auch die Unternehmen Sperrungen vornehmen.

Das System gilt dabei gleichermaßen für das landbasierte Geschäft und das Online Glücksspiel. Die Anbieter müssen künftig regelmäßig überprüfen, ob sich Spieler in dem System registriert haben. Ist eine Eintragung erfolgt, dürfen die betroffenen Personen weder weiterspielen, noch neue Konten erstellen.