Ein älteres Gerichtsgebäude von außen.

Online Casinos müssen Verluste ersetzen

Vor dem ersten Juli 2021 waren Online Glücksspiele in Deutschland nicht reguliert. Trotzdem haben viele europäische Anbieter ihr Casino in Deutschland angeboten. Hierüber haben viele einen Verlust erlitten. Nachdem die Angebote jetzt legal sind, gibt es mehrere Urteile, anhand derer die Spieler ihren Verlust zurückerhalten. Hierfür können die Betroffenen Prozesskostenhilfe erhalten.

Das aktuellste Urteil ist vom 20.12. 2021 und stammt vom Landgericht Traunstein. Auch mit diesem Urteil erhält ein Spieler seinen Verlust zurück, der sich immerhin auf 18.000 Euro beläuft. Diesen Verlust hat der Spieler in den Jahren 2018 bis 2020 erspielt. Zu dieser Zeit waren Online Glücksspiele in Deutschland noch verboten. Der Hinweis auf die europäische Dienstleistungsfreiheit hilft den Glücksspielanbietern nicht weiter.

Deshalb ist auch dieses Gericht der Meinung, dass im Grunde genommen kein Vertrag zwischen dem Spieler und dem Online Casino zustande kam. Deshalb stand dem Anbieter aus rechtlicher Sicht das Geld nicht zu, das der Spieler einzahlte. Nachdem also kein Vertrag zustande kam, muss der Glücksspielanbieter den Verlust erstatten. Ähnlich hatten schon andere Gerichte zuvor entschieden.

Für die Spieler bedeutet es, dass ihre Chancen auf Rückerstattung ansteigen. Je öfter ein Gericht solch ein Urteil fällt, umso eher wird ein anderes Gericht dieses Urteil als Vorlage nehmen. So positiv dies für die Spieler ist, so negativ fällt es für die Glücksspielanbieter aus. Es ist derzeit nicht abzuschätzen, wie viele Spieler ebenfalls einen Antrag auf Erstattung stellen werden. Hierin verbirgt sich ein unkalkulierbares Risiko über anfallende Kosten.

Prozesskostenhilfe möglich

Wer kein Geld hat, um eine Rückerstattung einzuklagen, der wird sich über ein weiteres Urteil freuen. Dieses wurde vom OLG in Braunschweig gefällt und bestätigt, dass der Kläger Prozesskostenhilfe erhalten kann. Erstens besteht aufgrund der bereits vorhandenen Urteile Aussicht auf Erfolg und auf der anderen Seite muss jeder die Möglichkeit erhalten, sein Recht einzuklagen.

Zwar hat das OLG Braunschweig auch darauf hingewiesen, dass auch die Spieler gegen das Online Glücksspielverbot verstoßen haben. Würde man den Klägern jedoch keine Prozesskostenhilfe geben, so wären sie in ihren Rechten eingeschränkt und das nicht vorhandene Recht der Glücksspielbetreiber würde geschützt werden. Auch aus diesem Grund heraus dürfen die Kläger Prozesskostenhilfe in Anspruch nehmen.

Mehrere europäische Glücksspielbetreiber betroffen

Nicht immer wird verraten, welches Online Casino beziehungsweise welcher Glücksspielanbieter zu einer Rückzahlung der Verluste verklagt wurde. Bekannt wurde lediglich, dass es sich meistens um Anbieter aus Malta handelte. Erst zweimal wurde erwähnt, um wen es sich handelt: Partypoker und Ladbrokes. Gegen bet-at-home gab es ebenfalls Klagen, weshalb dieser Konzern vorsichthalber Rücklagen bildete.

Diese führten jedoch dazu, dass der Konzern sein Spielangebot aus einigen Ländern zurückzog. Aufgrund dessen, dass hierdurch Umsatzeinbußen erwartet werden, hat dieser Konzern bereits Personal abgebaut. Das sind die Folgen, die durch eine Erstattung der Verluste passieren können. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass auch in Zukunft weitere Spieler Klagen einreichen werden.