
Novomatic entlässt 120 Mitarbeiter
Um den Auswirkungen der Coronakrise entgegenzusteuern, will der österreichische Glücksspielriese Novomatic AG 120 Mitarbeiter entlassen. Ein Sozialplan soll die Betroffenen auf ihrem Weg unterstützen. Das Management spricht von einer schwerwiegenden Entscheidung, die auf hohen Umsatzverlusten beruht. Indessen mehrt sich die Kritik vonseiten der Medien.
Der Stellenabbau wird am Hauptstandort Gumpoldskirchen vollzogen. 10 % aller Vollzeitstellen sollen wegfallen. Laut Vorstandschef Johannes Gratzl wurden die Betroffenen bereits beim österreichischen AMS (Arbeitsmarktservice) angemeldet. Abwenden ließe sich der Stellenabbau daher nicht mehr. Die derzeitigen Kosten- und Kapazitätsanpassungen ließen keinen Ausweg zu. Das Sanierungsprogramm gegen Corona habe momentan die höchste Priorität.
Hintergrund ist, dass sich zahlreiche Casinos und Spielhallen zurzeit wieder im Lockdown befinden oder mit drastischen Beschränkungen wie Distanzierungsmaßnahmen oder Sperrstunden kämpfen. Zudem hätten die Kunden weniger Geld, es würde weniger gespielt. Alle benannten Aspekte bedeuten für Novomatic, dessen Hauptgeschäft Spielautomaten und anderweitige Glücksspieltechnologien sind, schwere Verluste. Die Umsatzeinbrüche bei internationalen Kunden belaufen sich momentan auf rund 80 %.
Keine Erholung in Sicht
Laut Gratzl werde man das Normalniveau erst wieder in einigen Jahren erreichen können. Wann die Krise endet, sei derzeitig überhaupt nicht absehbar. Allein im ersten Halbjahr 2020 sei ein Minus von 108,1 Mio. EUR zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr fielen die Umsätze um 36,1 % auf 805,4 Mio. EUR. Im Bereich der Glücksspieltechnologie und im Glücksspielgeschäft sind starke Einbrüche zu verbuchen.
Die Umsätze im Bereich Glücksspieltechnologie sind um 35,1 % rückläufig, es bestehe zurzeit kaum Nachfrage nach Terminals und Spielautomaten. Die Umsätze im Spielbetrieb fielen hingegen um 36,7 %. Nur noch im Online Glücksspiel ist Wachstum zu vermerken. Hier kam es zu einem Schub von 78,2 Prozent auf 42,6 Mio. EUR.
Ist Stellenabbau ungerechtfertigt?
Dieser Ansicht ist das österreichische Magazin Kontrast. Kritisiert wird, dass Novomatic Kündigungen ausspricht, obwohl es Staatshilfe kassiere. Zudem hatte sich Firmengründer und Alleinaktionär Johann Graf noch im Juni, als sich 3.200 Angestellte in Kurzarbeit befanden, eine Dividende von satten 50 Mio. EUR auszahlen lassen.
Das Unternehmen könne die Krise ohne Staatshilfe und Kündigungen bewältigen, so das Magazin, wenn Graf nur 1 bis 2 % seines über 6 Mrd. EUR schweren Vermögens investieren würde. Dennoch habe man die Mitarbeiter auf Staatskosten in Kurzarbeit geschickt und bei der ersten Möglichkeit 120 Kündigungen ausgesprochen.
Novomatic erklärte noch im Juni, die Arbeitsplätze auf jeden Fall erhalten zu wollen. Man betreibe daher eine konservative Ausschüttungspolitik, die hohe Liquidität gewährleistet. Darüber hinaus seien Dividenden auch in Zeiten von Kurzarbeit gesetzlich legitim. Einige Parteien, unter anderem die FPÖ, forderten zuletzt jedoch ein entsprechendes Verbot.