Eine mit Impfstoff gefüllte Spritze.

Nach Impfbetrug: Casino-CEO tritt zurück

Die Staatanwaltschaft von British Columbia sprach von ekelhaftem Anspruchsdenken: Letzte Woche wurde bekannt, dass sich Casino-CEO Rod Baker (55), Vorstandsvorsitzender von Great Canadian Gaming, eine Covid-19-Schutzimpfung unter nordkanadischen Ureinwohnern erschlichen hat. Nun ist der Millionär von seiner Position zurückgetreten. Die Firma spricht von geschäftsschädigendem Verhalten und Missachtung der Unternehmenswerte.

Gemeinsam mit seiner Frau, einer kanadisch-russischen Schauspielerin, war Baker im Privatflugzeug 5.000 Kilometer von Vancouver nach Yukon (Beaver Creek) gereist. Die abgelegene Gegend liegt nahe der Grenze zu Alaska und wird von gerade mal 100 indigenen Ureinwohnen bewohnt. Diese werden von Kanadas Regierung prioritär geimpft – sie gelten aufgrund ihrer Abgeschiedenheit als besonders gefährdet.

Vor Ort, an einer mobilen Impfstation, die den Moderna-Impfstoff spritzt, gab sich das schwerreiche Ehepaar Baker als neue Motel-Angestellte aus. Da Saisonarbeiter, die sich nicht ausweisen können, in der Gegend zum Alltag gehören, fiel der Betrug zuerst nicht auf. Beide ließen sich gegen den gefürchteten Lungenerreger impfen. Danach sollte es nicht in das besagte Motel, sondern direkt zum Flughafen gehen, wodurch die Tarnung aufflog.

Parallel hat das Ehepaar auch gegen die Corona-Schutzauflagen verstoßen, da eine zweiwöchige Isolationspflicht nach Ankunft nicht eingehalten wurde. Die Ureinwohner gelten aufgrund ihrer Geschichte – die von vielen eingeschleppten Krankheiten durch weiße Siedler erzählt – als besonders gefährdet. In der Region um Beaver Creek gelten besonders strenge Reisebeschränkungen, um die Einwohner zu schützen. Ärzte und Krankenhäuser existieren quasi nicht.

Harte Strafen gefordert

Nachdem die erschlichene Impfung des Casino-Chefs publik wurde, war die Empörung nicht nur bei der Staatanwaltschaft von British Columbia groß. Der Gemeindeminister von Yukon war über den Egoismus Bakers entsetzt, nannte den Vorfall einen Skandal und forderte harte Strafen. Häuptling Angela Demit warf Baker hingegen vor, die Stammesältesten aus purem Eigennutz gefährdet zu haben. Baker habe alle Risiken in Kauf genommen.

Auch Great Canadian Gaming meldete sich zu Wort: Baker habe den moralischen Kompass verloren und entgegen aller Ziele und Werte der Firma gehandelt. Der Konzern habe sich seit Beginn der Pandemie darauf konzentriert, Mitarbeiter und Kommunen vor Covid-19 zu schützen. Letzter Woche gab der Konzern Bakers sofortigen Rücktritt bekannt. Baker und seiner Frau drohen nun bis zu einem halben Jahr Haft und eine Geldstrafe.

Baker war noch am Apollo-Deal beteiligt

Great Canadian Gaming zählt zu den größten Glücksspielfirmen Kanadas und gehört seit kurzem dem US-amerikanischen Private Equity-Unternehmen Apollo Global Management. Der Wert der Transaktion belief sich auf 2,5 Mrd. USD. Great Canadian betreibt in Kanada 25 Casinos, außerdem Hotels, Restaurants und Rennbahnen.

Als Initiator dürfte Baker noch maßgeblich von dem Deal profitiert haben. Laut Bloomberg steht er nun jedoch vor dem beruflichen Aus. Auch den Termin für die vorgeschriebene zweite Impfdosis wird Baker nicht wahrnehmen können. Laut Gesundheitsamt müsse sich der Millionär wie jeder andere hintenanstellen. Eheleute seines Alters sind erst zwischen Juli und September an der Reihe.