
Liechtenstein schränkt Spielbanken ein
Wer in Europa an große Spielbanken und das Glücksspiel denkt, denkt in erster Linie an Monte-Carlo. In den letzten Jahren hat sich dies jedoch deutlich verändert. Immer öfter reisen Glücksspieler aus der ganzen Welt nach Liechtenstein. Im Zwergenstaat sind die Spielbanken in den letzten Jahren nur so aus dem Boden geschossen. Genau gegen diesen „Wildwuchs“ möchte die Politik nun aber offenbar wieder vorgehen.
Sie verteilen sich mittlerweile über das ganze Land. Die Spielbanken in Liechtenstein sind allgegenwärtig. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Gebäude wie der „Circus Maximus“ in Schaan errichtet. Das Bauwerk steht inmitten an einer Ausfallstraße und ist in seiner goldenen Außenfarbe eigentlich nicht zu übersehen. Gewissermaßen ist die Spielbank so zum Inbegriff der Entwicklungen in den letzten Jahren in Liechtenstein geworden.
38.000 Einwohner zählt das kleine Fürstentum. Seit 2017 wurden hier aber fünf Spielbanken errichtet. Geplant sind in den kommenden Jahren weitere fünf Spielbanken. Schon jetzt ist das kleine Land gemessen an der Spielcasino-Dichte in Europa die absolute Nummer eins. Mit fünf weiteren Spielbanken würde dies noch einmal unterstrichen werden. Doch die Politik scheint ihre eigene Ausrichtung mittlerweile wieder ändern zu wollen.
Spielbanken müssen künftig deutlich mehr Geld abgeben
In den vergangenen Monaten wurde die Entwicklung auf dem Glücksspielmarkt von mehreren Parteien kritisch betrachtet. Die Regierung reagierte darauf nun. Künftig müssen sich die Spielbanken auf deutlich höhere Abgaben einstellen. Die staatliche Beteiligung an den Bruttospielerträgen wird nämlich deutlich angehoben. Ab Januar 2022 wird der sogenannte Progressionssatz nach und nach erhöht. Von 2,75 auf ganze 5,5 Prozent. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, könnte so eine Anpassung dafür sorgen, dass ein Casino wie jenes in Schaanwald pro Jahr fast 500.000 Franken mehr für die Abgaben in die Hand nehmen müsste.
Mit den höheren Abgaben allein ist es aber auch noch nicht getan. So erklärte die Regierung jüngst, dass auch die Ausbildung des Casino-Personals verfeinert werden müsste. In den Fokus gerückt sind zudem die Spielgäste aus der Schweiz. Diese reisen in Scharen nach Liechtenstein – zum Teil trotz einer Spielsperre in der Heimat. Genau deshalb sind Verhandlungen mit dem Nachbarland geplant, um so künftig auch Sperrlisten austauschen zu können. Alles steht dabei laut Regierung unter dem Stern, das Spielerlebnis in Liechtenstein noch hochwertiger zu gestalten.
Liechtensteiner Markt sorgt für Ärger in den Nachbarländern
In den Nachbarländern ist man mit der Entwicklung in Liechtenstein ebenfalls nicht immer unbedingt glücklich. Ein Großteil der Spieler stammt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Speziell in der Schweiz beklagen sich die Unternehmen darüber, dass die Liechtensteiner Casinos ihnen die Spieler wegnehmen. Aus Sicht der Liechtensteiner wiederum ist das aber durchaus gewollt. Bei aller Kritik an den Spielunternehmen sind diese für nicht gerade geringe Einnahmen im Staatshaushalt verantwortlich. Trotz der Pandemie wurden im Jahre 2020 rund 71 Millionen Euro mit dem Glücksspiel eingenommen. Ein paar goldfarbene Gebäude verteilt auf das Land kann man da schon einmal in Kauf nehmen.
Für die Regierung ist es also eine schmale Gratwanderung. Auf der einen Seite möchte Liechtenstein weg vom noch immer vorhandenen Image des „Schurkenstaates“ und der Heimat für alle Wirtschafts- und Steuerflüchtlinge. Auf der anderen Seite sind die Einnahmen durch die Spielbanken enorm und würden beim Ausbleiben ein klaffendes Loch in der Haushaltskasse bedeuten.