Spielkarten und Pokerchips.

Künstliche Intelligenz besiegt Pokerprofis

Zwei Forschern ist es erstmals gelungen, eine künstliche Intelligenz (KI) herzustellen, die gleich mehrere Pokerprofis auf einmal im Poker besiegt hat. Die KI heißt „Pluribus“ und beherrscht sogar Bluffs. Wissenschaftler sprechen folglich von einem „Meilenstein“ der KI-Forschung. Das System wird jedoch auch kritisiert.

Eine neuentwickelte KI namens Pluribus hat 13 Online Pokerprofis in der bekannten Pokervariante „No Limit Texas Hold’em“ besiegt, darunter auch den Schweizer Linus Löliger, der als einer der besten Online Pokerspieler der Welt gilt. Insgesamt wurden 10.000 Hände in 12 Tagen gespielt. Am Ende der Testreihe gewann Pluribus sogar gegen fünf Gegner auf einmal. Unter dem Strich hatte die KI durchschnittlich das 480-fache seine Einsatzes rausgeholt. „Wenn es echtes Geld gewesen wäre, hätte Pluribus etwa 1.000 Dollar pro Stunde verdient“, so das Resümee der beiden Wissenschaftler Noam Brown und Tumas Sandholm, die Pluribus zusammen entwickelten.

Das System hatten die Forscher erstmals Anfang Juli im US-amerikanischen Magazin Science vorgestellt. Hier lautete die Meldung: „Unser Roboter hat gegen die besten Pokerspieler der Menschheit gewonnen“. Seitdem sorgte die KI für weltweites Aufsehen. Wissenschaftler sprechen unter anderem von einer „Sensation“ und einem weiteren „Meilenstein“ der KI-Forschung. Aber was genau ist das Besondere an dem Pokerroboter?

Es ist bekannt, dass KIs durch neuronale Vernetzungen und lernfähige Algorithmen inzwischen komplexe Strategiespiele beherrschen. Im Schach, im asiatischen Spiel Go und in der japanischen Schachvariante Shogi wurden bereits die weltbesten menschlichen Spieler von KIs geschlagen. Doch hierbei handelt es sich laut Forschung um „Spiele mit perfekter Information“, das heißt, die Spielsituation und -position des Gegners ist für alle Spieler ersichtlich. Dieser Informationsgehalt ist jedoch beim Poker nicht gegeben, hier kann das Blatt des Gegners höchstens erahnt werden.

Darüber hinaus betonen die Forscher, dass Pluribus zudem in der Lage ist, einen Strategieplan gegen mehr als einen Gegner zu entwickeln. „Pluribus größte Stärke ist seine Fähigkeit, Strategien zu mischen“, so das Statement der Wissenschaftler, die in diesem Kontext erklären:

“Bisher waren KI-Meilensteine im strategischen Denken immer nur auf Zwei-Parteien-Wettbewerbe begrenzt. Ein Spiel mit fünf oder sechs Mitspielern zu absolvieren erfordert fundamentale Veränderungen darin, wie die KI ihre Spielstrategie entwickelt. Denn sie muss dann deutlich variablere Strategien einsetzen. Während des Spiels optimiert Pluribus seine Strategie, indem er in Echtzeit nach einer besseren Lösung für die aktuelle Spielsituation sucht.”

Ein „Monsterbluffer“

Wie es in aktuellen Berichten der Zeit heißt, beherrscht die KI sogar die Kunst des Bluffs. Der Pokerprofi Jason Les, der gegen Pluribus gespielt hat, bestätigt: „Er ist ein Monsterbluffer“. Wie das System in diesem Punkt funktioniert, erklärt der Entwickler Noam Brown:

“Wenn ein Spieler immer nur dann den Einsatz erhöhen würde, wenn er das bestmögliche Blatt hat, wüssten seine Gegner, dass sie in dem Fall immer passen müssten. Die KI umgeht dies, indem sie bei jeder Entscheidung die Wahrscheinlichkeit des Spielzugs ungeachtet ihres Blatts mitberücksichtigt. Dadurch kann sie erkennen, wann es auch bei einem schlechten Blatt vorteilhafter ist, einen Einsatz zu machen. Sie blufft.”

Trotz ihrer beeindruckenden Leistungen wird die neue Poker-KI indessen auch kritisiert, vonseiten Kristian Kerstings, Wissenschaftler an der TU Darmstadt, heißt es: „Ein Mensch der sehr gut Poker spielen kann, ist ja auch nicht gleich ein Börsengenie“. Andere Kritiker befürchten hingegen das Ende des sicheren Online Pokers. Künftig seien die Anbieter demnach dazu gezwungen, viel Geld zum Schutz ihrer Spieler zu investieren. Man könne zukünftig nicht mehr wirklich wissen, wer mit einem am Tisch sitzt, so die Kritik. Auch wenn die Bedenken berechtigt erscheinen, bleiben die tatsächlichen Entwicklungen an dieser Stelle abzuwarten.