
Kampf um Premier League-Datenrechte
Die beiden Sportdaten-Dienstleister Sportradar (Schweiz) und Genius Sports (UK) führen in Großbritannien zurzeit einen rechtlichen Disput über die Ausstellung von Premier League-Sublizenzen. Sportradar soll seinem englischen Konkurrenten sogar mit einer Klage gedroht haben, wenn dieser seine Exklusivrechte nicht über weitere Unterlizenzen teilt. Hier ein Überblick zum Geschehen.
Das schweizerische Datenschutzunternehmen Sportradar hat seinem Konkurrenten Genius Sports Verstöße gegen die britischen und europäischen Wettbewerbsregeln vorgeworfen. Indem Genius seine britischen Sportdatenrechte nicht über Sublizenzen mit Sportradar teilt, soll das Unternehmen die „Konkurrenz blockieren“. Hiermit würde dem Unternehmen Sportradar „indirekt verboten“, eigene Sportdaten zu erheben und sich am Markt zu beteiligen. Sportradar droht Genius aktuell sogar mit einer Klage. Laut britischen Medien könnten die Vorwürfe begründet sein.
Hintergrund der Auseinandersetzung ist ein im Mai beschlossenes fünfjähriges Exklusivabkommen zwischen Genius Sports und der Londoner Datenfirma Football DataCo. Diese erhebt schon seit 2001 die Livedaten der britischen Spitzenligen (Premier League, EFL und SPFL) und stellt sie für Drittanbieter wie Genius Sports bereit. Durch den laut eigenen Angaben „mehrjährigen, transformativen Vertrag“ avanciert Genius also zum exklusiven britischen Datenpartner und offiziellen Lieferanten von Live-Daten für globale Sportwetten. Das Vertragsvolumen umfasst dabei über 4.000 Spiele pro Saison. Genius-CEO Mark Locke begrüßte den Deal mit den Worten:
“Von Football DataCo als exklusiver, offizieller Datenpartner ausgewählt worden zu sein, ist für unser Unternehmen von grundlegender Bedeutung und stärkt unsere Position als weltweit führender Anbieter von Technologien zur Erfassung und Verteilung von Sportdaten. Die Partnerschaft bestätigt unser Engagement, wir wollen sicherstellen, dass der Sport im Zentrum eines nachhaltigen Sportwett-Ökosystems verbleibt, was für alle Beteiligten fair und lohnend ist.”
Datenmonopol für Genius?
Wie die aktuellen Entwicklungen zeigen, erscheint die Partnerschaft jedoch nicht allen Marktteilnehmern als „fair und lohnend“, im Gegenteil: Laut Sportradar sei das Abkommen „wettbewerbswidrig“ und diene einer „systematische Ausschaltung“ der Konkurrenz. In einem Brief an die Medien wird sogar davon gesprochen, dass Football DataCo und Genius Sports jedes andere Unternehmen, das versucht, Live-Spieldaten in britischen Stadien zu erheben, „aggressiv attackieren“ würden.
Sportradar werde demnach ausgebotet, während es Genius erlaubt wird, Daten an „Hunderte von lizenzierten Sportwettbetreibern auf der ganzen Welt zu verteilen“. Jeder Partner sei außerdem dazu verpflichtet worden, eine Unterlizenz von Genius einzuholen, um offizielle Daten vermarkten zu dürfen. Der Vertrag macht Genius damit zum Alleinanbieter der Sportdaten des britischen Spitzenfußballs.
Sportradar betonte in diesem Zusammenhang seine Bereitschaft, eine „faire Zugangsgebühr“ für den Markteintritt zu bezahlen, beharrt jedoch darauf, dass der jetzige Vertrag „gegen das britische und europäische Wettbewerbsrecht verstößt“, womit es „keinen fairen Wettbewerb in Bezug auf Preis, Produktauswahl, Geschwindigkeit, Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Innovation geben kann“. Wie das Newsportal Sportbusiness.com berichtet, sei Genius zwar „offen für Diskussionen mit Drittparteien“, bislang aber nicht gewillt, eine Sublizenz an Sportradar zu vergeben. Die weiteren Entwicklungen bleiben an dieser Stelle abzuwarten.