
Italiens Glücksspiel leidet unter Corona
Der italienische Glücksspielsektor leidet unter den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, besonders hart trifft es den Einzelhandel. Unter anderem musste der Glücksspielriese Playtech (Isle of Man) alle Snaitech-Filialen schließen. Welche Entwicklungen muss der Sektor rechnen?
„Dieses Nachtleben, wir können es nicht mehr erlauben“, so das Statement von Ministerpräsident Giuseppe Conte, der Italien vergangene Woche zur Sperrzone erklärte. Die landesweiten Quarantänevorschriften gelten mindestens bis zum 03. April. Um der Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19) entgegenzuwirken, wurden unter anderem die Schließungen von Wettbüros, Spielhallen, Casinos und Bingohallen angeordnet. Auch Diskotheken und Kneipen sind dicht.
Laut Alessio Crisantemi, Korrespondent von Gioconews.it, sind die langfristigen Folgen für den Glücksspielsektor zurzeit kaum absehbar. Der Branchenexperte erklärte jedoch, dass sich die Pandemie besonders stark auf den Einzelhandel auswirken wird. Außerdem leidet der Wettsektor unter den Moratorien, die für verschiedene Sportveranstaltungen verhängt wurden. Betroffen sind auch die Spiele der Serie A. Millionenschwere Verluste werden befürchtet.
Alternative Spielmöglichkeiten
Laut Crisantemi existieren für Spielkunden immer noch verschiedene Möglichkeiten, um zu spielen. Neben dem boomenden Onlinemarkt stehen demnach viele Spielautomaten in Tabakläden, Restaurants und Hotels zur Verfügung. Jedoch gelten erhöhte Sicherheitsstandards. Die Betreiber müssen einen Abstand von mindestens einem Meter zwischen den Gästen sicherstellen, was auch für Wettschalter in Tabakläden gilt.
Trotz strengerer Vorgaben und Öffnungszeiten zwischen 6 und 18 Uhr, seien die Automaten noch aktiv. Es sei zurzeit aber noch zweifelhaft, ob Tabakläden, Restaurants und Privatclubs geöffnet bleiben dürfen. Grund ist, dass die Veranstaltungsorte formal gesehen keine „Spielhallen“ sind, obwohl sie aber separate Räume für Glücksspiele anbieten. Sollten die Einrichtungen als Spielhallen eingestuft werden, bedeute dies eine Schließung im Rahmen der Sperrverfügung.
Playtech von Schließungen betroffen
Deutlich von Schließungen betroffen ist hingegen der Softwarehersteller Playtech. Das Unternehmen von der Isle of Man (UK) hatte sich den italienischen Buchmacher Snaitech Mitte 2018 angeeignet. Zurzeit stehen alle Filialen still. Playtech erklärte, alle Maßnahmen der Regierung verantwortungsvoll umsetzen zu wollen. Die Online Aktivitäten der Marke sollen allerdings fortgesetzt werden. Hiermit wolle man drohende Verluste ausgleichen.
Außerdem erklärte Playetch, dass eine „starke Leistung“ der Unternehmenstochter TradeTech den Rückschlägen entgegenwirken kann. Das Unternehmen blicke in diesem Kontext auf ein erfolgreiches Jahr 2019 zurück. Hier stiegen die Gesamtumsätze um ganze 23 Prozent und kletterten auf 1,51 Mrd. EUR. Das bereinigte EBITDA wuchs um 11 Prozent. Konkrete Zahlen über die potenziellen Auswirkungen der Corona-Epidemie auf die Einnahmen 2020 wurden bislang nicht veröffentlicht.
Der landbasierte Glücksspielsektor bildet in Italien einen bedeutsamen Wirtschaftszweig. Dieser machte 2019 rund 4 % des italienischen Bruttopinlandsprodukts (BIP) aus. Die Steuereinnahmen liegen bei über 10 Mrd. EUR. Das Land zählt über 40.000 registrierte Spielautomaten in Spielhallen, Bars, Kneipen, Tabakshops und Hotels.