Ein Blick in die Anne-Street in Dublin, Irland.

Irische Parteien für Glücksspielreform

Die führenden Parteien Irlands haben das Thema Glücksspielregulierung zum Wahlkampfthema erklärt. In den Parteiprogrammen wird die Einrichtung einer Glücksspielbehörde gefordert, außerdem soll ein Kreditkartenverbot bei Glücksspielüberweisungen gelten. Welches Konzept wird bei den Parlamentswahlen am 08. Februar das Rennen machen?

Das öffentliche Interesse am Thema Glücksspielregulierung ist in Irland derzeitig so groß wie nie zuvor. Pünktlich zur Parlamentswahl haben nun auch die Parteien reagiert und das Thema mit in die Wahlprogramme integriert. In einer kürzlich veröffentlichten Agenda betonte zum Beispiel die führende Regierungspartei Fine Geal, eine unabhängige Glücksspielregulierungsbehörde etablieren zu wollen.

Die neue Instanz soll nach britischem Vorbild eingeführt werden. Auf diesem Weg wolle man gegen problematisches Spielen vorgehen, den Spielerschutz verbessern und sich an den modernen, digitalen Markt anpassen. Im Wortlaut heißt es zu dem Vorhaben:

“Wir werden bei der Gestaltung der neuen Regulierungsbehörde auf bereits bewährte Praktiken zurückgreifen und eine moderne Ausstattung sicherstellen, um auf ein sich rasch entwickelndes Spielumfeld reagieren zu können.”

Obendrein bekundete die Partei, sämtliche bestehenden Vorschriften für Glücksspiele erneut prüfen und eventuell verschärfen zu wollen. Ziel sei es, innerhalb der Bevölkerung ein erhöhtes Bewusstsein über Glücksspielrisiken zu generieren. Man plane zu diesem Zweck eine „Bandbreite an Interventionen zur Behandlung von Glücksspielschäden“ zu etablieren. Außerdem sollen mehr individuelle Beratungsdienste zugänglich gemacht werden. Hierzu heißt es:

“Wir werden die Kontrollen überprüfen, die den Zugang zu Glücksspiel-Apps und Webseiten regeln, und wenn die bestehenden Kontrollen nicht ausreichen, um Minderjährige oder gefährdete Personen am Glücksspiel zu hindern, werden wir die Regulierungsbehörde damit beauftragen, strengere Kontrollen einzuführen. Wir werden alles tun, um Sicherheit zu gewährleisten und die Öffentlichkeit vor Missbräuchen zu schützen.”

Fine Geal „unglaubwürdig“?

Zurzeit führt die zweite große irische Partei Fianna Fáil die Umfragen an. Auch Fianna stellt den Spielerschutz in den Fokus der Regulierung. Zur Prävention von Glücksspielschäden sollen „klare Regelungen festgelegt werden“. Die neue Glücksspielaufsichtsbehörde müsse durch eine Industrieabgabe finanziert werden.

In diesem Kontext werden auch Bußgelder bei Regelverstößen gefordert. Außerdem soll die Behörde Forschung betreiben sowie einen Sozialfonds zur Unterstützung von Suchbehandlungen unterhalten. Neben der Einrichtung einer Regulierungsbehörde verspricht Fianna Fáil zudem die Einführung von Altersgrenzen, Spielpausen und Einsatzlimits. Darüber hinaus soll ein Verbot von Live-Wetten eingeführt werden, um „den Missbrauch von Glücksspielen zu verhindern“.

Fianna Fáil lässt an dieser Stelle kein gutes Haar an der politischen Konkurrenz. Die Partei erklärte, dass sich Fine Gael bisher nie für eine Regulierung des Glücksspielsektors eingesetzt habe, daher sei die seit 2011 amtierende Regierungspartei in dieser Angelegenheit „unglaubwürdig“.

Kreditkartenverbot für Glücksspiel

Ein Kreditkartenverbot für Glücksspieltransaktionen wird von beiden großen Parteien gefordert. Auch von der Oppositionspartei Sinn Féin wird die Maßnahme unterstützt. Zum Thema meldete sich außerdem der Spielerschutzverband Problem Gambling Ireland zu Wort. Die Gruppe betonte, dass das Verbot die Kunden vor zu hohen Spielschulden schützen könnte.

Geschäftsführer Barry Grant geht allerdings davon aus, dass das Gesetz erst dann verabschiedet werden kann, wenn Irland eine Regulierungsbehörde eingerichtet hat. Im Mai 2019 prognostizierte die irische Regierung hierfür einen Zeitraum von mindestens 18 Monaten.

Zurückzuführen ist das Kreditkartenverbot auf eine entsprechende Reform am britischen Markt. Erst kürzlich hatte die UK Gambling Commission (UKGC) ein Kreditkartenverbot bei Glücksspieltransaktionen ausgesprochen. Schon ab 14. April wird eine Zahlung per Kreditkarte sowohl im Online- als auch im landbasierten Glücksspielsektor Großbritanniens nicht mehr möglich sein. Ob sich die Unternehmen innerhalb von nur drei Monaten auf die Maßnahme vorbereiten können, ist noch fraglich.