
Größte Poker-Casinokette Österreichs insolvent
Die österreichische Montesino Entertainment GmbH des „Pokerkönigs“ Peter Zanoni ist insolvent, so die aktuellen Meldungen der beiden Kreditschutzverbände AKV (Alpenländischer Kreditorenverband) und Creditreform. Konkret sind 13 Casinos der Marken Montesino und Concord Card von der Pleite betroffen, 600 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Wie haben uns die Entwicklungen näher angesehen.
Die Steuerschulden der Casino-Kette um Montesino-Gründer Peter Zanoni belaufen sich aktuell auf satte 203 Mio. Euro. Laut Creditreform-Sprecher Stephan Mazal wurde das „negative Eigenkapital“ der Montesino-Gruppe schon 2017 mit 130.478.8800,34 Euro beziffert, der letztendliche Bilanzverlust wurde mit 131,26 Mio. Euro vermerkt, die Eigenkapitalquote lag bei minus 5.472 Prozent. Von der österreichischen Finanzprokuratur, die in Österreich als Anwaltskanzlei des Finanzministeriums fungiert, wurden aktuell vier Konkursanträge gestellt, drei davon werden bereits verhandelt. „Der Betriebsgegenstand der Schuldnerin liegt im Glücksspiel“, so der Kommentar der AKV mit Blick auf die Verhandlungen.
Das von der Pleite betroffene Montesino sowie das Concord Card Casino (CCC) in Wien gelten vor allem als internationale Pokerhochburgen. Namhafte Turnierserien, zum Beispiel der European Poker Tour (EPT) oder World Poker Tour (WPT), wurden hier bereits gespielt. In der Vergangenheit nahmen außerdem auch regelmäßig Prominente an etwaigen Turnieren teil, zu den Gästen zählen unter anderem Pamela Anderson, Boris Becker, EAV-Frontmann Klaus Eberhartinger oder der weltbekannte Pokerprofi Daniel Negreanu. Obendrein wurde sogar ein Dealer des CCC für die Dreharbeiten des James Bond-Films Casino Royale engagiert.
Auch aktuell wird ein größeres mit 500.000 Euro dotiertes Turnier ausgetragen. Inwieweit sich die Insolvenz auf den Geschäftsbetrieb und den Turnierverlauf auswirken wird, ist jedoch noch unklar, auf diesbezügliche Anfragen der Presse hat der Betreiber bislang nicht reagiert.
Jahrelanger Clinch mit Behörden
Die österreichischen Medien prognostizieren der Unternehmensgruppe sowie ihrem Gründer Peter Zanoni derweil das „endgültige Aus“. Der österreichische Kurier sprach zuletzt sogar vom Pleitegeier über dem Pokerparadies. Derartige Schlagzeilen sind Zanoni nicht fremd: Seit über 20 Jahren befindet sich der Geschäftsmann schon im Rechtsstreit mit den österreichischen Finanzbehörden. Laut Aussagen des AKV war Zanoni außerdem „bereits mit der CBA Spielapparate – und Restaurationsbetriebs GmbH in eine Großinsolvenz involviert“.
Hauptgegenstand der jahrelangen Prozesse war die Frage, ob Zanonis Poker-Veranstaltungen der „Glücksspielabgabenpflicht“ unterliegen. Zanoni warf dem Staat vor, seine Casinos durch „teils enorme Steuern“ zu bedrohen und hatte immer wieder gegen die Abgabenpflicht geklagt. Argumentiert wurde damit, dass Zanoni selbst keine Pokerturniere veranstalte, sondern lediglich die nötige Infrastruktur bereitstelle. Alle anhängigen Verfahren aus 2017/18 hatte Zanoni jedoch verloren, zuletzt auch ein Gerichtsverfahren in Vorarlberg, wonach laut Creditreform-Sprecher Mazal „eine Kriegsopferabgabe für sein CCC-Casino in Höhe von 97,6 Millionen Euro fällig wird.“
Obgleich das Aus der Casino-Kette angesichts der jüngsten Entwicklungen unausweichlich scheint, hat Peter Zanoni aktuell eine weitere sogenannte Staatshaftungsklage beim österreichischen Verwaltungsgerichtshof (VwGH) eingereicht. Der Unternehmer will damit weiterhin für ein Fortbestehen seiner Casinos kämpfen. Ob Zanoni auch zukünftig Pokerturniere veranstalten darf oder die Insolvenz tatsächlich das Ende für Montesino bedeutet, bleibt an dieser Stelle abzuwarten.