Ein Playstation-Controller liegt auf einem Tisch.

Brasilien: Sammelklage wegen Lootboxen

In immer mehr Ländern der Welt werden Lootboxen in Videospielen kritisiert, darunter zum Beispiel Großbritannien, Deutschland, Spanien und Schweden. Verbote bestehen bereits in Holland und Belgien, wo die zufallsbasierten Schatzkisten als Glücksspiel gelten. Nun bahnen sich auch in Brasilien Untersuchungen an: Die Organisation ANCED, spezialisiert auf die Rechte von Kindern und Jugendlichen, hat eine Sammelklage gegen etliche Hersteller und Hoster eingereicht.

Die Klage wurde am Bezirksgericht für Kinder und Jugendliche im Distrito Federal, dem Sitz der Zentralregierung, eingereicht. Sie richtet sich unter anderem gegen die Spielehersteller EA Games, Nintendo, Activision Blizzard, Riot Games, Valve Corporation und Ubisoft. Außerdem gegen Sony, Apple, Microsoft und Google, die die Spiele allesamt auf ihren Plattformen anbieten und Provisionen für die sogenannten In-App-Käufe kassieren.

In der Klage wird ein komplettes Verbot von Lootboxen gefordert. Ebenso eine Entschädigung von umgerechnet 2,8 Milliarden Euro wegen kollektiven, individuellen sowie moralischen Schäden. Laut ANCED gleiche das Prinzip von Lootboxen der Mechanik eines Roulettes oder einer Lotterie, weshalb Kinder und Jugendliche hierdurch für Glücksspiele sensibilisiert würden.

Was sind Lootboxen?

Bei Lootboxen handelt es sich um virtuelle Schatztruhen in erfolgreichen Spielen wie Mario Kart Tour, Star Wars: Battlefront II oder Fifa 2021. Die Schatztruhen beinhalten besondere Gegenstände, die Spielvorteile versprechen: Zum Beispiel exquisite Waffen, Charaktere, Trikots oder Fahrzeuge. Was sich genau in einer Lootbox befindet, ist zufallsbasiert und kann von den Spielern nicht vorab eingesehen werden.

Weil die Lootboxen obendrein kleinere Geldsummen (Mikrotransaktionen) kosten, werfen Kritiker den Herstellern vor, Heranwachsende für Glücksspiele empfänglich zu machen. In der Kritik steht außerdem, dass Unternehmen wie Google oder Apple – die eine 30-prozentige Provision für die In-App-Käufe erhalten – Milliarden mit dem Taschengeld von Kindern und Jugendlichen verdienen. Inzwischen hat die Forschung damit begonnen, das Phänomen Lootboxen genauer zu untersuchen.

Brasiliens Behörden reagieren

Da Parallelen zum Glücksspiel laut Forschung nicht von der Hand zu weisen sind, haben nun auch die Behörden Brasiliens auf die Sammelklage von ANCED reagiert und eine Untersuchung einberufen. Es soll geklärt werden, ob Lootboxen Glücksspiele darstellen. Dies hätte zur Folge, dass Lootboxen entweder nach dem Glücksspielgesetz zu lizenzieren und damit ab 18 Jahren einzustufen sind oder dass sie sogar gänzlich Verboten werden.

Sollte es sich um eine sogenannte zufallsbasierte Monetarisierung handeln, würden in Brasilien hohe Strafe gegen die Betreiber fällig, sofern diese die Produkte nicht vom Markt nehmen.