
BGC kritisiert erneute Casinoschließungen
Der britische Glücksspielverband BGC (Betting and Gaming Council) hat die erneute Schließung vieler nordenglischer und schottischer Casinos, Spielhallen und Wettbüros massiv kritisiert. Befürchtet werden millionenschwere Steuer- und Arbeitsplatzverluste. Hintergrund ist die Einführung eines neuen dreistufigen Systems, das die Regionen des Landes in mittlere, hohe oder sehr hohe Covid-19-Risikozonen einteilt.
Von den Schließungen betroffen sind die Spielstätten in den englischen Ballungszentren South Yorkshire, Merseyside, Lancashire und Manchester. In Schottland mussten hingegen die Spielstätten des Central Belts, welcher die Großstädte Glasgow und Edinburgh miteinschließt, dicht machen. Die Schließungen dauern solange an, bis das Gebiet mindestens wieder auf die zweite Stufe herabgesetzt wird. Viele der Etablissements kämpfen laut BGC bereits ums Überleben.
Die Politiker halten aber dennoch an ihrer Stringenz fest. So erklärte unter anderem die schottische Premierministerin Nicola Sturgeon, dass die Maßnahmen dringend notwendig seien, da sich die Infektionszahlen derzeitig stark erhöhen. Auch wenn sich die Schließungen wie ein Rückschritt anfühlen, handle es sich in Wirklichkeit um einen Fortschritt. Man müsse jetzt handeln, um zukünftige Maßnahmen zu vermeiden.
BGC fordert mehr Unterstützung
Das BGC fordert an dieser Stelle nicht nur die sofortige Wiedereröffnung, sondern auch mehr Subventionierung von der Regierung. Man fühle sich als Branche im Stich gelassen, es drohen Massenentlassungen. Zudem hätten allein die Schließungen in Manchester ein Steuerloch von 54 Mio. Pfund zur Folge. In South Yorkshire wären es satte 24 Mio. Pfund. Obendrein leide der Pferderennsport unter den ausbleibenden Abgaben der Glücksspielbetreiber.
Schon im August kritisierte das BGC, dass die Spielstätten zu den letzten Einrichtungen gehörten, die nach dem ersten Lockdown wiedereröffnen durften. Infolge war der Spielbetrieb stark eingeschränkt, was zu weiteren Verlusten führte. Zusätzlich wurde die Situation durch eine im September eingeführte Ausgangssperre ab 22 Uhr erschwert. Ohnehin stünden vor allem kleinere Betreiber bereits vor der endgültigen Schließung.
Dugher schreibt an britischen Wirtschaftsminister
Der BGC-Geschäftsführer Michael Dugher hat sich jüngst sogar persönlich an den britischen Wirtschafsminister Alok Sharma gewandt, um die verheerende Situation zum Ausdruck zu bringen. In einem umfassenden Brief wird gefordert, von den Zwangsschließungen abzusehen, da diese unnötig und unfair seien. Es gebe keine Beweise dafür, dass Casinos, Spielhallen und Wettbüros zur Verbreitung des Coronavirus beisteuern.
Die Spielstätten hätten nur einen minimalen Einfluss auf die Infektionsraten, was auch durch die Analysen von SAGE (Scientific Advisory Group for Emergencies) bestätigt würde. Hierbei handelt es sich um das wissenschaftliche Komitee, welches die britische Regierung derweil in der Pandemiebekämpfung berät. Die Entscheidung zur Schließung wirke daher willkürlich und gleiche einer Kampagne gegen den Glücksspielsektor.
Dugher kritisiert in diesem Zusammenhang, dass in belebten Einkaufsstraßen nur die Wettbüros schließen müssen, während andere Geschäfte weiterhin geöffnet bleiben dürfen. Das Vorgehen der Regierung widerspreche einem nachhaltigen Ansatz. Seit der Wiedereröffnung hätten die Spielstätten Sicherheitskonzepte entwickelt, die weit über die von Supermärkten und anderweitigen Geschäften hinausgehen. Die Regierung hat sich zu dem Brief bislang nicht geäußert.